I love You

2000-2002  Portraitfotografie, Petitpoint, Serie 1 – 17,  á ca. 30 x 25 cm

I LOVE YOU – mit dieser Botschaft gelang es Computersysteme rund um die Welt zu stören. Wer diese Botschaft auf seinem Computer öffnete, verschaffte damit einem Virus Eintritt in das eigene System. Scheinbar konnten sehr viele dieser Verlockung nicht widerstehen, so groß waren die Freude und die Neugier auf einen Liebesbrief, der bedenkenlos angenommen wurde. Nicht die Liebe selbst, die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung machen uns blind. Oder zwingt uns die Aufforderung nach Liebe in Konflikte und Abhängigkeiten. Die Ambivalenz von Liebesgeständnissen, -beteuerungen, -verlangen und -sehnsucht, Ängste und Enttäuschungen, das komplexe Gebilde „emotionales Erleben“ ist Gegenstand der Untersuchungen.

Das Konzept umfaßt mehrere Phasen. Das Portrait wird als transparente Folie auf den Bildträger (Textil) aufgetragen. Die gestickte Schrift bildet die dritte, reliefartige Schicht. Alle Ebenen sind gleichzeitig sichtbar, die Stickerei durchdringt Portrait und Gewebe. Der Vorgang des Stickens – Durchstechen mit einer Nadel – kann mit einem Akt der Aggression assoziiert werden, sowie auch der/die Liebende dem Objekt seiner/ihrer Leidenschaft ganz gern eine eigene Prägung angedeihen läßt, aufbauend auf vorgestellten/projizierten guten Voraussetzungen für die Gestaltung.

Die Portraits : Die Eltern oder Das Paar, Die Großmutter, Bruder und Schwester oder Die Kinder, Mutter und Tochter, Vater und Tochter, Vater und Sohn, Freundinnen und Freunde, es handelt sich um Personen aus Familie und Freundeskreis; starke emotionale Beziehungen bestimmen das Interesse an ihnen. In der Durchführung des Konzepts entstehen Bildobjekte, die losgelöst sind von persönlichen Beziehungen. Das Elternpaar steht für alle Eltern – Paare. Die Ausstrahlung der verschiedenen Persönlichkeiten wird mehrfach differenziert, gebrochen, verstärkt.

Die Schrift : ist Trägerin der Bedeutung, transportiert Wünsche. Das Schriftbild ist streng kontrolliert auf Harmonie der Proportionen und Exaktheit angelegt, es suggeriert Allgemeingültigkeit, unerschütterliche Gesetzmäßigkeit. Auf den Fotokopien der Objekte erscheint die Schrift wie eine digitalisierte, durch den Computer gestaltete. Oberflächlich drängt sich die Frage auf: Wozu die langwierige Arbeit des Stickens ? Der vermeintliche Anachronismus einer „Handarbeit“ im wahrsten Sinn des Wortes wird durch die sinnliche Qualität der Objekte ebenso widerlegt wie durch die Lebensqualität bei der Ausführung der Arbeit. Die Zeit, als Entstehungszeit ist ein wesentlicher Faktor künstlerischer Arbeit. Bei der Erstellung von Konzepten wird sie abstrakt, in ihrer Flüchtigkeit erlebt – gar nicht messbar wieviel Lebenszeit und Erfahrung die Voraussetzung für den Prozess sind. Das Ausführen der Arbeiten ermöglicht Zeit zu begreifen, Strukturen, Rhythmen zu erkennen oder zu gestalten. Da nur die Konturen der Buchstaben ausgeführt sind, ensteht das Schriftbild als feines in vielen Farben schillerndes Netz, das ein genaues Betrachten der darunter liegenden Schwarz-Weiß-Fotografie provoziert.

Die Farben : in ihrer Auswahl nehmen sie Bezug auf die dargestellten Personen. Gesetzmäßigkeiten der Farbenlehre werden durch subtile Abweichungen differenziert, die Faszination des Komplementärkontrastes findet ihren Ausdruck im unermeßlichen Bereich der Zwischentöne. Lineare Abläufe (Bilder 1,3,5) bewegen sich von Hell zu Dunkel, Komplementärfarben werden schachbrettartig oder in der Diagonale entwickelt (Bild 2,6.7,13,14). Die Komplexität der Gestaltung wird noch gesteigert, wenn Farbsysteme das System der Schrift überlagern (Bild 9,10,12).

Reihe von Objektrahmen mit Petit Point Stickerei an der Wand
2001, IG Bildende Kunst, Wien

I LOVE YOU – with this message it was possible to disturb computer systems around the world. Whoever opened this message on their computer let a virus into their own system. It seems that many could not resist this temptation, so great was their joy and curiosity at receiving a love letter, which was accepted without reservation.

Not love itself, but the desire for love and recognition blinds us. Or the demand for love drives us into conflict and dependency. The ambivalence of declarations and confessions of love, demands and desires for love, anxiety and disappointment – the complex configuration of „emotional experience“ is the object of the investigation.

The work involves several steps: A portrait is applied to the supporting material (fabric) using a transparency. The final layer is formed by the embroidered text, which is slightly raised like a relief. All of the levels are simultaneously visible: the embroidery penetrates the portrait and the fabric. The process of embroidering – piercing with a needle – can be associated with an act of aggression, like that of the lover who quite likes to leave his or her mark on the object of his or her passion, building on favorable preconditions for manipulation that are imagined or projected.

The portraits: The Parents or The Couple, The Grandmother, Brother and Sister or The Children, Mother and Daughter, Father and Daughter, Father and Son, Friends; they are people from the cicle of family and friends. Strong emotional relationships are what make them interesting. In the execution of the idea, picture objects come into existence that are detached from personal relationships. The parental couple stands for all parents, all couples. The aura of the various personalities is multifariously differentiated, broken and stregthened in a number of ways.

The text: It is the carrier of meaning, transported wishes. The typeface is strictly set according to the harmony of proportion and exactness. It suggests universal validity, unshakable regularity. On the photocopies of the objects, the letters seem to have been digitized, processed on a computer. Superficially the question arises: Why the arduous work of embroidering ? The apparent anachronism of „handwork“ in the truest sense of the word is contradicted by the sensuous quality of the object just as it is by the quality of life behind the work’s execution. Time, the time spent creating, is a key factor in artistic work. In the development of the idea, time becomes abstract and is experienced in its transience, in the impossibility of measuring how much life and experience are the prerequisite of the process. The execution of a work makes it possible to grasp time and to recognize and shape structures and rhythms. Since only the contours of the letters have been outlined, the typeface becomes a fine net that shimmers in many colors, provoking an exact observation of the black and white photograph under it.

The colors: In their selection they relate to the people depicted. Principles of color theory are differentiated by subtile deviations; the fascination of complementary contrasts finds its expression in the immeasurable field of hues. Linear series move from light to dark (images 1, 3, 5); complementary colors are developed checkerboard fashion or on the diagonal (images 2, 6, 7, 13, 14). The complexity of the scheme is further increased when color systems and the text system are juxtaposed (images 9, 10, 12)